2015-07-02
Alles hat sich beruhigt, die Neuinfektionen werden seltener, die Toden auch und die Straßen der Stadt füllen sich langsam wieder…
2015-06-16
Familie, Freunde, Bekannte und Kollegen fragen in diesen Tagen besorgt nach der Gefährlichkeit von MERS in Seoul, nachdem in den Medien gerne Bilder mit unseren Mundschutz tragenden Mitmenschen oder Desinfektionsmaßnahmen in der Metro gezeigt werden. Zugegeben, das sieht schon beängstigend aus. Ich selbst war etwas belustigt, als ich vor gut eineinhalb Wochen in Bangkok in den Flieger nach Seoul stieg und alle koreanischen Passagiere maskiert waren.
Was ist MERS? Hier wird es ganz gut beschrieben: https://www.infektionsschutz.de/erregersteckbriefe/mers-coronaviren/
MERS heißt Middle East Respiratory Syndrome, ist eine Atemwegsinfektion und dem SARS-Virus sehr ähnlich und stammt offensichtlich von Dromedaren. Von diesen kann es auf den Menschen übertragen werden. Die Übertragung von Mensch zu Mensch scheint engeren Kontakt zu erfordern, wie beispielsweise in einem gemeinsamen Haushalt, in einem geteilten Buero oder im Krankenhaus. Offensichtlich scheint es nicht auszureichen, einem Infizierten in der Metro zu begegnen… Ist man allerdings mal infiziert und hat vielleicht Vorerkrankungen, dann steht die Sterbewahrscheinlichkeit bei 30-40%.
Bisher kann man sagen: alles hysterisch. Dieser massive Ausbruch ist nun auch mal wieder Folge von Schlamperei (meine persönliche Meinung), denn schon der erste Arzt des ersten Patienten hatte einen MERS-Test beantragt, die zuständige Behörde allerdings abgelehnt, weil in dem Teil Arabiens aus dem der Mann kam, gerade kein MERS bekannt war. Hätte man den Mann gleich „weg gesperrt“, wäre vermutlich gar nicht viel passiert. Aber vorausschauendes Denken und Risikomanagement ist halt hier nicht so angesagt. So aber verbreitete sich das Virus in den Krankenhäusern der Stadt und genau da stecken sich die Leute auch an. Wer also nach Seoul kommt und Angst hat, sollte vor allem erst mal große Bögen um die Krankenhäuser machen. Und man sollte nicht im selben Haushalt wie ein Infizierter leben…
Ansonsten gibt es überall Sanitzer (Behälter mit Desinfektionsmitteln), die Hersteller der Masken verdienen sich wahrscheinlich eine goldene Nase (wobei Koreaner ohnehin gern diese Masken tragen, auch um sich vor Schadstoffen in der Luft zu schützen) und regelmäßiges Händewaschen wird propagiert. Händeschütteln und Umarmungen wurden auf ein absolutes Minimum reduziert und durch das Buero läuft ab und an ein Kollege mit Fieberthermometer. Der „schießt“ dann die (Koreanischen) Kollegen ab und misst deren Temperatur. Uns Ausländer lassen sie dabei gern außen vor. Ist das ein gutes oder schlechtes Zeichen? Gestern war auch wieder so ein Tag. Für die Nichtbeachtung hab ich mich dann mit kräftigem Husten bedankt – das musste einfach mal sein! Immerhin haben Sie uns letzte Woche die Masken verteilt, auf die ich allerdings dankend verzichtet habe, denn ich glaube nicht wirklich daran, dass diese dünnen Dinger auch nur irgendeinen Virus beeindrucken.
Etwas Gutes hat die Sache auch: die Kaufhäuser sind leer und die Straßen am Abend auch J. Außerdem denken die Koreaner darüber nach, ob Ihre „ich geh in jedem Zustand ins Buero“-Mentalität wirklich in Ordnung ist. Vielleicht entwickelt sich ja langsam die Erkenntnis, dass kranke Kollegen im Buero eher Schaden anrichten als zu verhindern – schau mer mal.
Im Bild die Chronologie, soweit nachvollziehbar: