Letzte Woche bekamen wir die Information, dass von unserem Team ein Interview samt Bild gewünscht wird für die Sommerausgabe der Schaeffler Korea Bravo. Eine Zeitschrift die nicht gegensätzlicher zu unserer Schaeffler world sein könnte. Statt wirklich die Firma und Ihre Produkte, Prozesse und Abteilungen vorzustellen, gibt es jede Mengen private Informationen. Vom Teamevent (was noch in Ordnung wäre, wobei Teamevent hier eher Kampftrinken bedeutet…) bis zu Hochzeits- und Urlaubsfotos. Sozusagen Yello Press für Schaeffler Korea, denn regelmäßig werden die Mitarbeiter zu mehr oder weniger privaten Fotoshootings genötigt, die Anlässe dafür werden an den Haaren herbei gezogen. Letztes Jahr fiel unserer philippinischen Kollegin ein Beitrag auf, in dem unser Schreibtischnachbar Bogenschießen vorführt. Die Kollegin sprach ihn gleich drauf an und wollte wissen, wo man das lernen kann. Es stellte sich heraus: alles Fake. Das ist gar nicht sein Hobby, das ist nur gestellt. Im Winter ereilte unser Team eine solche Anfrage, wir mussten für die hübschen Bilder Kuchen mit Kindern aus schwierigen Familien backen. Und nun das „Interview“. Wir wurden also aufgefordert, ein paar Fragen zu beantworten. Jeder für sich. Dann stellte sich heraus, dass wir ein Gruppenmeinung abgeben sollten, die dann der Chef begutachtet und nach seinem Gutdünken zurecht schnitzt. Das ist kein Interview. Und wenn man die Besonderheit eines internationalen Teams darstellen möchte, könnte man sich auch mit verschiedenen Ansichten auseinander setzten. Aber es hat uns halt nach Korea verschlagen, und hier gilt die Meinung des Chefs. Er war es auch, der die Fragen der Interviewerin beantwortet hat, der die Form des gestellten Bildes auswählte und um Zustimmung für das endgültige Bild gefragt wurde. Von den Teammitgliedern keine Rede – wir waren nur Staffage für die Darstellung des Bosses. Warum hat man dann nicht gleich nur ihn mit dieser Idee belästigt? Und dann wundern, wenn die Mitgezogene nicht bereitwillig in die Kamera lächelt. Das tu ich schon privat nicht, warum sollte ich das hier? Zumal wir die Bilder eh nie zu Gesicht bekommen, außer das welches in der Zeitschrift veröffentlicht wird, die dann auch noch auf koreanisch geschrieben ist, so dass wir Ausländer ohnehin keine Chance haben, den Text zu prüfen. Rechte am eigenen Bild scheinen die hier nämlich auch nicht zu kennen. Mal schauen, wann sie mit der nächsten tollen Idee kommen…